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Aktuelles aus dem Juliusspital Seniorenstift

18.06.2020

"Panik hilft keinem!"

Mitarbeiter des Juliusspital Seniorenstifts, Bewohner und Angehörige erzählen, wie sie die Corona Pandemie bisher erlebt haben.
Im März 2020 beherrschte die Corona-Pandemie die ganze Welt. Viele Seniorenheime waren betroffen, hatten erkrankte Bewohner und auch Todesfälle zu beklagen. Das Team unseres Seniorenstifts rüstete sich, denn es ging nicht darum, dass Corona auch uns trifft, sondern wann und wie wir dann die Situation meistern.

Die Schutzausrüstung für die Pflegekräfte wurde aufgestockt, separate Isolations- und Quarantänebereiche geschaffen.
Schon fast von Anbeginn der Pandemie durften weder Angehörige noch Freunde die Bewohner im Seniorenstift besuchen. Auch das musste berücksichtigt werden, denn die Bewohner dürfen ja nicht vereinsamen. Die Whatsapp-Telefonie wurde eingerichtet, auf den Wohnbereichen gibt es jetzt Tablets mit denen die Bewohner ihre Lieben nicht nur sprechen, sondern auch sehen können.

Anfang April, kurz vor Ostern, wurden erste Bewohner und Mitarbeiter positiv auf Covid-19 getestet. „Natürlich war das ein Schock, doch der Notfallplan stand und so konnten wir in allen Bereichen schnell reagieren“, sagt Qualitätsbeauftragter Markus Schultheiß. Mitarbeiter und Bewohner wurden sofort engmaschig getestet, somit konnte eine Verbreitung im ganzen Haus verhindert werden. „Seit Mitte April kamen keine Neuinfektionen mehr dazu, seit Anfang Mai kann sich- nach der siebten Testung – das Juliusspital Seniorenstift wieder als „Corona-frei“ bezeichnen“, so Schultheiß.

Notfallplan Punkt für Punkt umgesetzt

Pflegekraft Maria, Stationsleitung eines Wohnbereichs, ein Bewohner und dessen Tochter erzählen, wie sie das Ganze empfunden und die anstrengenden Wochen durchgehalten und durchgestanden haben.

„Als die ersten Bewohner Symptome zeigten ging alles ganz schnell“, erzählt Maria. „Innerhalb eines Tages wurde das komplette Seniorenstift getestet und alle zitterten gemeinsam den Ergebnissen entgegen.“ Im Wohnbereich vier waren die meisten Bewohner positiv getestet worden. „Dieses Ergebnis mussten mein Team und ich auch erstmal verdauen, es war ein Schock“, sagt Maria. Ihr war jedoch auch schnell klar: „Panik hilft jetzt keinem!“

Gemeinsam mit den Verantwortlichen setzte sie mit ihrem Team den Notfallplan Punkt für Punkt um. „Jeder im Team hat während dieser Zeit 200 Prozent gegeben, die Arbeit war anstrengend, alles musste genau nach Plan ablaufen, die Hygienemaßnahmen strengstens eingehalten werden“, erklärt Maria. Man habe in dieser Zeit viel miteinander gesprochen, sich ausgetauscht und so gegenseitig gestützt.

Enge Zusammenarbeit in den Teams
„Es war für Jeden wichtig, Unterstützung und Zuspruch zu bekommen. So sind wird als Team in dieser Zeit sehr eng zusammengewachsen“, erzählt die Pflegekraft. Auch Juliusspital-Pfarrer Bernhard Stühler habe eine wichtige Rolle für die Pflegekräfte gespielt, erzählt Maria. „Er hat uns seelisch betreut. Die Gespräche waren für viele Kollegen sehr wichtig, um den Tränen auch mal freien Lauf zu lassen.“ Anfang Mai kam dann endlich die befreiende Nachricht: Niemand im Haus ist mehr positiv. Maria erzählt lachend: „Wir haben gejubelt und uns gefreut wie kleine Kinder.“

Telefonieren mit dem Tablet
Julius K (95 Jahre) bewohnt seit Herbst 2019 ein Einzelzimmer in unserem Seniorenstift. Er war es gewohnt, regelmäßig Besuch von seinen Töchtern zu bekommen, Zeit im Garten zu verbringen und an gemeinsamen Aktivitäten im Seniorenstift teilzunehmen. Mit dem Besuchsverbot und den damit verbundenen Einschränkungen, die auch das Beschäftigungsangebot im Seniorenstift betrafen, wurde es auch für ihn recht einsam. Nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt musste er zunächst für 14 Tage auf die Quarantänestation. Das war für ihn die schlimmste Zeit – nicht in seiner gewohnten Umgebung sein zu können und dann auch noch alleine. Nach den zwei Wochen durfte er zurück in sein Zimmer.

Gleich am ersten Tag hatte er die erste WhatsApp Videokonferenz mit seinen Töchtern und Enkelkindern. Seine Tochter erzählt, dass die Zeit für ihren Vater schwer war, aber er zum Glück noch alles versteht. So konnten Sie ihm die aktuelle Situation auch immer erklären. „Durch dieses Verständnis weiß mein Vater auch sehr zu schätzen, was die Pflegekräfte und auch die Betreuungsassistenten geleistet haben“, sagt Hiltrud M.

Mitbringsel konnten abgegeben werden
Auch für die Angehörigen der Bewohner war die Situation schwierig. „Es war alles sehr gut organisiert, wir waren immer auf dem Laufenden“, erzählt uns Hiltrud M. „Wir konnten jederzeit etwas für unseren Vater an der Pforte abgeben, die Betreuungsassistenten haben bei Bedarf immer versucht einen Videoanruf zu organisieren und auch die Pflegekräfte hatten ein offenes Ohr für uns.“ Man habe nie das Gefühl gehabt, „den Leuten auf die Nerven zu gehen oder zu viel zu sein, sondern konnte seine Anliegen und auch Anregungen jederzeit anbringen und wurde ernst genommen“, lobt Hiltrud M. die Zusammenarbeit in den vergangenen mitunter langen Wochen.

Ihr ganz persönliches Highlight war ein spontanes Wiedersehen mitten in der Coronazeit. Eigentlich wollten sie und ihre Tochter nur eine Kleinigkeit für den Vater und Opa an der Pforte abgeben, doch als das Team auf dem Wohnbereich mitbekam, dass sie da sind, hatten die Mitarbeiter eine Überraschung für sie. Sie brachten Josef K. auf den Balkon, eine Betreuungsassistentin hat „gedolmetscht“. Zwar mussten sie schreien, um sich unterhalten zu können, aber dieses Wiedersehen war ganz besonders - für beide Seiten.

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Heute nach so vielen Wochen, darf man sich endlich wiedersehen, zwar getrennt durch eine Plexiglaswand doch die Familie macht das Beste draus. Sie kommen immer gerne, vereinbaren regelmäßig Termine und genießen die Zeit zusammen mit Vater und Opa. „Wir lesen ihm die Zeitung vor, unterhalten uns über das Alltägliche. Wir sind sehr froh, dass das wieder möglich ist und sehr dankbar, dass wir in den letzten Wochen immer wussten, dass unser Papa und Opa gut versorgt war.“

Regelmäßige Tests gehören jetzt zum Alltag
„Im Seniorenstift werden auch weiterhin Testungen durchgeführt und natürlich alle Hygienemaßnahmen umgesetzt. Dennoch sind wir froh, den Bewohnern wieder den Kontakt zu ihren Angehörigen ermöglichen zu können“, sagt Schultheiß. Die vielen positiven Rückmeldungen von Bewohnern und Angehörigen bestärken die Verantwortlichen im Seniorenstift in ihrem Tun. Sie wissen um das Engagement ihrer Pflegekräfte und sind dankbar dafür.

„Allerdings sehen wir es dennoch skeptisch, zu früh zu viel Kontakt zuzulassen. Die Besuchsregelung wurde bis zum 28. Juni verlängert. Wir werden Zug um Zug die Entwicklungen beobachten um nach und nach wieder mehr Kontakt zu ermöglichen“, erklärt der Qualitätsbeauftragte. „Aber alles zu seiner Zeit, denn die Bewohner im Seniorenstift zählen auch weiter zur Hochrisikogruppe und aus unseren eigenen Erfahrungen wissen wir, dass wir sehr umsichtig und vorsichtig uns in dieser Situation weiterbewegen müssen und hoffen dabei auch auf die Rücksicht und das Verständnis aller Angehörigen – zum Wohl aller.“

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