Haustiere in der Pflege:
Projekt Hasenstall
Die Projektleitung übernahm „Soziale Arbeit & Management“-Studentin Kristin Weiß im Rahmen ihres Praxiseinsatzes im Juliusspital Seniorenstift. Mit acht Seniorinnen und Senioren des Wohnbereichs 1 hat sie die Planung des Stalls ebenso wie eine gemeinsame Einkaufstour in den Baumarkt und die anschließende Umsetzung organisiert. „Das ist ein Projekt genau richtig für unser Konzept“, war Wohnbereichsleiter und Geronto-Fachkraft Markus Pfannes sofort überzeugt. Die teilnehmenden Bewohnerinnen und Bewohner hatten sichtlich Freude beim Bau des Hasenstalls und kümmern sich nun gemeinsam mit den Betreuungskräften des Wohnbereichs mit viel Hingabe um die Pflege und Fütterung der Häschen.
Einer der fleißigen Bewohner beim Bau des neuen Hasenstalls für das Seniorenstift, gemeinsam mit Projektleiterin Kristin Weiß (r.) (Foto: M. Pfannes Juliusspital Seniorenstift)
Tiere als Wohlfühlfaktor
Die positive Wirkung von Tieren auf die Bewohnerinnen und Bewohner bestätigen nicht nur die Pflegekräfte im Juliusspital Seniorenheim, dies belegen auch zahlreiche wissenschaftliche Studien. Neben visuellen Eindrücken, fördern sie den Gehör- und Tastsinn und schulen Wahrnehmung sowie motorische Fähigkeiten der Seniorinnen und Senioren. Besonders Demenz-Erkrankte profitieren sehr vom Umgang mit Haustieren. Das Streicheln einer Katze oder Kaninchens wirkt beruhigend und stressmindernd auf Pflegebedürftige. Zudem entsteht durch den Kontakt zu einem Tier ein Gefühl von Nähe und Geborgenheit. Und auch das Erinnerungsvermögen wird aktiviert. „Viele unserer Bewohnerinnen und Bewohnern hatten früher Haustiere, vor allem Hasen. Das hilft bei der Biografiearbeit. Man kommt über das ehemalige Haustier ins Gespräch, was gerade beim erschwerten Zugang zu Bewohnern mit Demenz sehr hilft“, erzählt Qualitätsmanager Markus Schultheiß vom Juliusspital Seniorenstift. Der Kontakt zu einem Tier rufe unter Umständen angenehme Erinnerungen an ein ehemaliges eigenes Haustier hervor und so werde ein Stück Lebensqualität für die Bewohnenden zurückgewonnen.
Qualitätsmanager Markus Schultheiß mit einem der süßen neuen Heimbewohner (Foto: Maria Sippel)
Alois, Walter und Emil
Benannt wurden die drei neuen Hasen übrigens nach den letzten drei Pfründnern, die im Seniorenstift gelebt haben: Alois, Walter und Emil. Pfründner nannte man früher die mittellosen Bewohner eines Pflegeheimes. Die Versorgung der Pfründnerinnen und Pfründner gehörte seit ihrer Gründung zu einer der ursprünglichsten Aufgaben der Stiftung Juliusspital. Einwohner aus dem Hochstift Würzburg, die an Gebrechlichkeit litten, katholischer Konfession waren und einen guten Leumund besaßen, konnten im Rahmen ihrer körperlichen Möglichkeiten im Juliusspital arbeiten und im Gegenzug Unterhalt und Pflege bis zum Tod erhalten. Das heutige Juliusspital Seniorenstift firmierte daher lange als Alten-, Pflege- und Pfründeheim der Stiftung Juliusspital. Durch die moderne Sozialgesetzgebung tritt der Fall der Pflegebedürftigkeit bei gleichzeitiger Mittellosigkeit heutzutage nicht mehr auf. Mit dem Tod der letzten beiden Pfründner im Jahr 2010 endete die Jahrhunderte alte Tradition des Pfründnertums bei der Stiftung Juliusspital, an deren Stelle der frühzeitig eingerichtete „Beschäftigungsfonds“ für behinderte Menschen trat.
Text: Maria Sippel, Pressestelle Stiftung Juliusspital